Oktober 23, 2023

Wie geht es dem Wald in Ihrer Gemeinde?

Mit unserer Vitalitätskarte bieten wir allen Waldbesitzenden und forstwirtschaftlichen Organisationen eine Art Gesundheitsbarometer für den Wald; jeder Waldbesitzer, aber auch alle anderen Interessierten haben mit WoodsApp die Möglichkeit, sich die Trockenstress-Situation für jedes erdenkliche Stückchen Wald in ganz Deutschland anzusehen. Wenn Sie WoodsApp kennen und bereits nutzen, dann erzählen wir Ihnen an dieser Stelle nichts Neues, und wie wir unsere Kundinnen und Kunden kennen, sind Sie bereits mit vollem Engagement dabei, den Vitalitätssignalen nachzugehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Neu ist, dass wir uns den deutschlandweiten Vitalitätsverlust unserer Wälder aus einem neuen Blickwinkel angesehen haben – nämlich aus der Sicht jeder einzelnen Gemeinde in Deutschland. Vielleicht haben Sie ja schon unsere Pressemitteilung dazu gelesen?

Hier geht´s zu unserer interaktiven Karte. Dort können Sie Ihre Gemeinde finden und diese anklicken. Sie sehen dann zwei Werte:

  • Die betroffene Waldfläche mit Vitalitätsverlust in der ausgewählten Gemeinde in Hektar (ha) in rot und
  • den relativen Anteil des Waldes mit Gesundheitsstress in Prozent (%) in orange
Vitalitätsverlust in Deutschlands Wäldern - Prüfen Sie die Situation für Ihre Gemeinde

Bei unserer Untersuchung haben wir Satellitendaten vom 15. Juli 2023 verwendet. In der interaktiven Karte wird die Situation im Sommer 2023 kompakt und übersichtlich dargestellt. Die Karte stellt damit eine Momentaufnahme mit obigem Stichtag dar und wird – im Gegensatz zur WoodsApp-Vitalitätskarte – nicht ständig aktualisiert.

Im Folgenden möchten wir die Methodik, die wir für die Erstellung unserer Vitalitätskarte anwenden, genauer erläutern.

Methodologie Vitalitätskarte

Zunächst möchten wir dabei auf die fortlaufend aktualisierte Vitalitätskarte eingehen, welche in WoodsApp jedem Nutzer zur Verfügung steht und die Grundlage für die deutschlandweite Analyse auf Gemeindeebene darstellt.

BitApps Cloud: Vitalitätskarte überlagert hochauflösende Satellitenbilder

Alle zwei Tage werden die aktuellsten Sentinel 2-Bilder vom Server der ESA auf unsere Infrastruktur geladen.

Die Bilder werden anschließend auf Bewölkung analysiert, um die bewölkungsfreien Aufnahmen auszuwählen. Nur diese werden letztendlich für die Berechnung des Vitalitätssignals herangezogen.

Sentinel 2 nimmt Bilder in 13 Farbbereichen auf – teilweise im für Menschen sichtbaren Bereich, aber auch im unsichtbaren Infrarotbereich. Für unsere Analyse des Vitalitätsverlustes wird besonders der Infrarotbereich relevant, da sich dort die Photosyntheseaktivität von Bäumen besonders gut zeigt. Durch Trockenheit gestresste Bäume zeigen im Infrarotbereich Auffälligkeiten, welche die Grundlage unseres Vitalitätsdienstes bilden. Außerdem fließen Erfahrungen von Bodenbeobachtungen sowie Rückmeldungen von Förstern und Experten aus ganz Deutschland und Österreich in unser Modell ein.

Durch Auswertung verschiedener Indizes für jedes 10m auf 10m Pixel entsteht eine Karte, die Flächen zeigt, auf denen eine Gesundheitsbeeinträchtigung der Bäume wahrscheinlich ist. Diese wird dann mit hochauflösenden Satelliten und Luftbildern kombiniert in unserer WoodsApp angezeigt. In der Vegationsperiode aktualisieren wir diese Karte, bei ausreichender Verfügbarkeit von bewölkungsfreien Satellitendaten etwa alle zwei Wochen.

Methodologie der deutschlandweiten Analyse auf Gemeindeebene

Im Rahmen dieser Studie wurde die oben beschriebene Vitalitätskarte als Grundlage verwendet. Dafür wurden bis zum Stichtag, dem 15. Juli 2023, deutschlandweit die neuesten verfügbaren Vitalitätsdaten auf Gemeindeebene zusammengefasst. In einzelnen kleinen Bereichen, in denen noch keine aktuellen Vitalitätsdaten aus 2023 verfügbar waren, wurden die aktuellsten Daten aus 2022 verwendet.

Anschließend wurden für jede Gemeinde die Summe der betroffenen Waldfläche in Hektar berechnet, sowie der prozentuale Anteil an der Gesamtwaldfläche.

Deutschlandweite Analyse: Überlagerung von Vitalitätskarte und Gemeindegrenzen
Deutschlandweite Analyse: Überlagerung von Vitalitätskarte und Baumartenkarte

Außerdem wurden die Flächen mit Vitalitätsverlust mit einer deutschlandweiten Karte der Baumarten überlagert (Blickensdörfer et al. 2022). Dadurch konnten die deutschlandweit am stärksten betroffenen Baumarten identifiziert werden. Für jede Baumart wurde die betroffene Fläche in Hektar, sowie der Anteil der betroffenen Bäume berechnet.

Einige Untersuchungsergebnisse im Überblick

Im Rahmen der Untersuchung wurde eine Rangliste der am meisten betroffenen Gemeinden zusammengestellt- sowohl bezüglich der absolut betroffenen Flächen (ha) als auch des relativen Anteils an der Waldfläche (%).

GemeindeBetroffener Anteil in %Betroffene Fläche (ha)
Schilda (Brandenburg)35,8%142 ha
Röderland (Brandenburg)32,3%189 ha
Warmensteinacher Forst-Nord (Bayern)31,7%68 ha
Bad Bodenteich (Niedersachsen)27,8%524 ha
Rangliste der anteilsmäßig am stärksten vom Vitalitätsverlust betroffenen Gemeinden in Deutschland

Schilda in Brandenburg ist die prozentual am stärksten betroffene Gemeinde in Deutschland. Mehr als ein Drittel der Waldfläche (35,8%) sind von starkem Vitalitätsverlust betroffen. Es folgen Röderland (Brandenburg) mit 32,%, Warmensteinacher Forst-Nord (Bayern) mit 31,7% und Bad Bodenteich (Niedersachsen) mit 27,8%.

Gardelegen in Sachsen-Anhalt führt die Tabelle der flächenmäßig am stärksten betroffenen Gemeinden mit 4 308 Hektar an. Gardelegen ist nach Berlin und Hamburg die dritt-größte Gemeinde in Deutschland und da es dort auch viele Waldflächen gibt, überrascht dieses Ergebnis nicht. Mit einigem Abstand folgen, Nuthe-Urstromtal und Doberlug-Kirchhain in Brandenburg, sowie Möckern in Sachsen-Anhalt.

GemeindeBetroffene Fläche (ha)Betroffener Anteil in %
Gardelegen (Sachsen-Anhalt)4308 ha18,1%
Nuthe-Urstromtal (Brandenburg)1778 ha9,9%
Doberlug-Kirchhain (Brandenburg)1526 ha22,4%
Möckern (Sachsen-Anhalt)1333 ha6,9%
Rangliste der flächenmäßig am stärksten vom Vitalitätsverlust betroffenen Gemeinden in Deutschland

Rangliste der am meisten betroffenen Bundesländer

BundeslandBetroffener Anteil in %Betroffene Fläche (ha)
Sachsen-Anhalt5,9%27635
Sachsen5,2%27160
Rheinland-Pfalz4,5%37017
Thüringen4,1%22923
Nordrhein-Westfalen3,7%31199
Niedersachsen3,3%36182
Bayern3,2%81043
Hessen3,0%26071
Brandenburg3,0%32079
Mecklenburg-Vorpommern2,3%12477
Baden-Württemberg1,5%20703
Bremen1,4%10
Schleswig-Holstein1,1%1909
Hamburg0,8%29
Saarland0,4%388
Berlin0,1%13

Auf Bundesland-Ebene führt laut vorliegender Untersuchung Sachsen-Anhalt die Liste an; hier sind insgesamt 5,9% der Wälder von Vitalitätsverlusten betroffen. Es folgen Sachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Nordrhein-Westfalen.

Flächenmäßig ergibt sich folgendes Bild: Bayern ist mit ca. 81.000 ha flächenmäßig am stärksten betroffen. Es folgen Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen.

Welche Baumarten sind am meisten betroffen?

Für die Wald-Bewirtschafter dürfte darüber hinaus auch die Aufstellung der Vitalitätsverluste nach Baumart von hoher Relevanz sein – wirft sie doch die bekannte Frage nach einem klima-angepassten Waldumbau auf, der angesichts des Klimawandels zu einer immer drängenderen Aufgabe wird.

Die Untersuchung identifizierte als am stärksten betroffene Baumarten

  • Kiefer (6,1%)
  • Fichte (4,9%)
  • Birke (4,3%)
  • Lärche (3,7%)
  • Douglasie (3,0%).

Die Prozentwerte geben dabei den vom Vitalitätsverlust betroffenen Anteil innerhalb der jeweiligen Baumart an. Das bedeutet, bei 6,1% aller Kiefern wurde ein deutlicher Vitalitätsverlust erkannt, bei 4,9% aller Fichten, etc.

Aus der Liste der untersuchten Arten ist die Erle und die Tanne anteilsmäßig am wenigsten betroffen.

Vitalitätsverlust nach Baumart

Diskussion: “Immer besser, aber niemals perfekt.”

Obwohl die von uns angewandte Methodik eine hohe Genauigkeit aufweist, gibt es auch Fehlinterpretationen, z.B. durch die unzureichende Filterung von Bewölkung oder anderen Störfaktoren in den Satellitenbildern.

Außerdem stellt es uns vor Herausforderungen, wenn die Schäden an Bäumen nicht von oben sichtbar sind. Zum Beispiel können akute Borkenkäferinfektionen der zweiten oder dritten Generation, schon die Rinde der Bäume zum abplatzen bringen, während die Krone noch grün und vital erscheint. Außerdem kann in lichten Wäldern ausgetrockener Unterwuchs Vitalitätssignale erzeugen, obwohl die vereinzelt stehenden Bäume gesund sind.

Dennoch – oder gerade deshalb – arbeiten wir kontinuierlich an einer stetigen Verbesserung unserer Vitalitätsdienste und sind jeder Zeit offen und dankbar für Rückmeldungen!

Wenn Sie Fragen, Anregungen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag bzw. zu unserer Vitalitätskarte haben, schreiben Sie uns gerne eine Nachricht an woodsapp(at)bitapps.fi, oder Sie nutzen unser Kontaktformular.

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